Kaffee macht müde Menschen wach! Was übrig bleibt, sind riesige Mengen an Kaffeesatz (coffee grounds). Manch einen machen diese Mengen kreativ. Manch einen auch reich. Hier kommen 16 Geschäftsideen rund um das, was vom schwarzen Gold übrig bleibt – der Kaffeesatz:

1.
Kaffeetassen – Wenn Bekannte mich nach einer Nische fragen, dann sage ich immer zuerst: Müll. Denn wir haben ein riesiges Problem. Was werden wir mit all dem Abfall, den unsere alten Smartphones, Plastiktüten & Kaffeekapseln verursachen, nur machen? Um das “Problem” des kalten Kaffees kümmern sich mittlerweile einige Unternehmen. So auch der Produktdesigner Julian Lechner aus Berlin. Er verarbeitet den Stoff zu neuen, haltbaren Produkten. kaffeeForm formt aus recyceltem Kaffeeabfall und nachwachsenden Rohstoffen Espresso- und Capuccinotassen. Diese werden stilvoll in einem Kaffeebeutel ausgeliefert. Neu im Angebot sind auch die Coffee to go „Weducer“ Becher. Ziemlich cool finden wir (weswegen wir schon vor längerem darüber berichtet haben)!

Kaffeebecher aus recyceltem Kaffeesatz

Bild Quelle: Kaffeeform

2.
Bio-Kraftstoffe – eine Großstadt wie London ist für ein Unternehmen wie Bio-Bean geradezu prädestiniert. Hier gibt es einen unglaublichen Verkehr und einen genauso unglaublichen Verbrauch an Kaffee. Das bedeutet viel Kaffeesatz. Dieser wird bei Cafés, Restaurants und anderen Großverbrauchern abgeholt, die sich damit Entsorgungsgebühren sparen. Anschließend werden diese Abfälle von Bio-Bean zu Pellets und größeren, brennbaren Scheiten verarbeitet. So macht der Kaffee morgens müde Menschen munter und hält sie nachts warm. Über weitere, große Pläne, den Abfall auch zu Bio-Kraftstoff zu verarbeiten, hat „Die Welt“ bereits 2014 berichtet. Dann bewegt das Koffein nicht nur unsere müden Köpfe, sondern auch Londons Busse und Taxen.

Alles alter Kaffee, dieser Biokraftstoff

© bio-bean limited

3.
Pilze wachsen lassen – ob die Pilzkiste in Graz (Österreich), Chidos in Berlin (Deutschland) oder RotterZwam in Rotterdam (Niederlande), auf der ganzen Welt wachsen Pilze in kaltem Kaffee(satz). Es ist die wohl naheliegendste Idee, die sich mit einem vergleichsweise kleinen Kapital umsetzen lässt und schnell Erfolg zeigt. Pilze können ohne Licht wachsen, was ihnen erlaubt, auch in Großstadtkeller, Fabrikhallen oder anderen dunklen Räumen zu wachsen. Gleichzeitig sollten sie so frisch wie möglich gegessen werden und halten sich nicht lange. Sie sind daher das klassische Beispiel für Urbane Landwirtschaft. Was die Jungs von RotterZwam da in einem alten Schwimmbad züchten, kann man übrigens auch zu Hause mit einem Pilzzuchtset* ausprobieren. Das ist dann wirklich regionale Lebensmittelversorgung.

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4.
Blumentöpfe aus Kaffeesatz – mit dieser Idee hat der Designstudent Sanam Viseux den ersten Preis beim „Adream 2012“ Wettbewerb (Architektur und Design mit nachwachsenden und ökologischen Materialien) gewonnen. Die Töpfe haben dabei viele Vorteile, denn sie sind aus rein organischem Material, lassen sich somit ohne Probleme verpflanzen, reichert den Boden mit Nährstoffen und Mineralstoffen an und schützen (Dank des Kaffees) die Wurzeln vor einem Befall mit Fadenwürmern. Fast sieht es so aus, als würden die Pflanzen direkt in der Erde wachsen, da die Farbe und Struktur von Kaffeesatz dem von Pflanzenerde ähnelt. Durch die Mischung mit natürlichem Wachs ergibt sich eine Paste, die dann von Hand oder durch eine Maschine in Form gepresst werden kann.

5.
Der nachhaltigste Stift der Welt – das war das Ziel von Fabula Organic. Und das Ergebnis klingt durchaus vielversprechend. Der Stift, der mehrere Design Awards gewonnen hat, wird aus Resten von Kaffee & Tee aus Cafés sowie Blumenresten von Floristen hergestellt. Diese Materialien können bereits während der Nutzung beim „spitzen“ des Stiftes als Dünger an Zimmerpflanzen verabreicht werden. Und wenn man am Ende des Stiftes angelangt ist, befindet sich dort einige Samen, die zusammen mit dem Stiftrest gepflanzt werden können. Schade nur, dass es keine Kaffeesamen sind. Wurde der Stift zunächst noch von einer Erfinderin zu Hause ausgetüftelt, brauchte es später weitere Ressourcen, damit er perfektioniert werden konnte. Das benötigte Kapital wurde auch über eine Crowdfunding Kampagne gesammelt.

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6.
Lampen & Designerstücke aus Kaffeesatz – weil nachhaltig nicht fad sein muss!
Nach der Produktphilosophie:

Materialien, die begeistern;
Funktion, die was taugt;
Gestaltung, die auch morgen noch überzeugt.

arbeitet Regina Pötz, Künstlerin aus Österreich. Dabei versucht sie, nachhaltig und individuell zu arbeiten. Dabei entstehen unter dem Label „re-cafe“ auch eine Vielzahl an Kunsthandwerkischen Stücken aus Kaffee. Die genaue Rezeptur ist dabei ein Geheimnis, es sei nur so viel gesagt, dass alle Teile biologisch abbaubar sind. So entstehen Lampenschirme und Obstschalen, die dem Raum nicht nur ein modernes Gefühl geben, sondern auch weiterhin einen Hauch von Kaffee verbreiten. Euromaxx zeigt einen weiteren Kaffee-Lampenschirm-Künstler.

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7.
Bettwäsche aus Kaffee – heute ist doch nicht der erste April! Das ist nun wirklich keine Geschäftsidee, das ist eine Schnapsidee! Aber Nein, es stimmt. Das Australische Label Ettitute stellt unter anderem Bettwäsche aus Kaffeeresten her. Die sollen dabei helfen, Feuchtigkeit vom nächtlichen Schwitzen schneller von der Haut durch das Material an die Umgebung abzugeben. Und wie kommt der Kaffee in den Kissenbezug? Hergestellt wird die Bettwäsche aus Bambus-Fasern und einem Garn aus recycelten Plastikflaschen. Mit einem speziellen Verfahren wird der Kaffeesatz hierbei mit den Bambusfasern verwoben. Dabei geht jedoch (leider) auch der leckere Kaffeegeruch flöten. Dafür braucht es dann wohl doch den Kaffee-Raumspray* oder eine Duschcreme mit Kaffeearoma*. Das Magazin Freundin hat den Prozess noch etwas genauer erläutert.

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8.
Haustiersärge – was auf den ersten Blick skurril klingt, ist durchaus durchdacht. Der Designer Louise Knoppert wollte mit den Haustiersärgen aus Kaffeeresten zeigen, dass nichts verloren geht und sich alles transfomiert. Auch hier werden, wie beim Stift aus Kaffeesatz, Pflanzensamen mit in die Hülle eingebaut, so dass aus einem traurigen Anlass etwas Neues, schönes entstehen kann. „Nothing is lost, nothing is gained, everything is transformed“.

9.
Yoga Kleidung – wenn Kaffeesatz in Bettwäsche hilft, Schweiß schneller abzugeben, dann gibt es dafür viele Verwendungsmöglichkeiten. Insbesondere im Sportbereich sind natürliche Materialien besonders gesucht. Das Modelabel Rumi X aus Hong Kong verarbeitet – genau wie Ettitute – recycelte Plastikflaschen und Kaffeesatz zu Yoga Sportklamotten. Dabei sind die Hosen und Oberteile nicht nur funktionabel, sondern auch ziemlich modern und cool gestaltet. Mit der Idee, Abfall in Mode zu verwandeln, möchte die Gründerin Melissa Chu mehr Achtsamkeit für unseren Umgang mit den natürlichen Ressourcen aufmerksam machen. Den Stoff zur Produktion diverser Produkte aus altem Kaffee – Bettwäsche, Sportkleidung, Jeans oder Schuhe – liefert das Taiwanesische Unternehmen Singtex. Mehr über einen Zufall auf das Problem der Unmengen an Kaffeeresten aufmerksam geworden, wurde daraus schnell eine Geschäftsidee und nicht zuletzt eine eigene Fabrik. Mittlerweile hat das Unternehmen mehr als 110 Kunden, die das Kaffeegarn (unter dem Label: S.Café) weiter zu Textilien verarbeiten. Auch an anderer Stelle in der Kaffeeproduktion gibt es recycelbare Materialien. Das Label ReHats* aus Berlin upcycelt Baseball Caps aus alten Kaffeesäcken* – nachhaltig und cool!

Geniale Geschäftsidee, durch alten Kaffee riecht man nach dem Yoga nicht mehr nach Schweiß - angeblich

10.
Möbel – um das Produkt Kaffee herum gibt es sehr viele Designerstücke, ob eine French Press in Goldoptik*, Kaffeemühlen von Akantus* oder ein Buch über Design für den Kaffee zu Hause* (für Home Barista). Designer wie Marie Lefebvre aus Australien oder der Brite Adam Fairweather aus Großbritannien setzen ihr Design dabei etwas anders um. Sie gestalten Möbel aus Kaffee. Dabei entstehen Tische und Stühle, deren Tischplatten und Sitzflächen aus bis zu 60% Kaffeesatz sind, die restlichen 40% setzen sich aus weiteren recycelten Materialien zusammen. Für den einen ist es Kunst, Adam Fairweather möchte mit seiner Non-Profit Organisation Re-Worked vor allem darauf aufmerksam machen, wie geschlossene (Geschäfts-)Kreisläufe funktionieren können, denn er geht noch einen Schritt weiter. Zunächst verkaufte Fairtrade Kaffee an Unternehmen in London. Den Abfall sammelt er wieder ein und produzierte daraus Dünger. Um den Wert dieses Abfalls noch stärker zu kommunizieren, verkauft er diesen nun, in Form von Möbeln, wieder an die Büros und Unternehmen zurück. Marie Lefebvre gestaltet neben Designer-Tischen auch Schmuck wie Ohrringe, die gar nicht nach Kaffee aussehen. Unser Abfall ist eben irgendwo auch Luxus, wenn man bedenkt, dass wir ein Drittel unserer Lebensmittel in den Müll werfen.

11.
Tinte – im Kalifornischen San Diego bedruckt die Firma Domestic Stencilworks T-Shirts und andere Textilien mit einer Farbe, die auf Kaffee basiert. Die Motive: Glorifizierung von Kaffee in verschiedenster Form – Glory to coffee! Nach 30 Jahren in der Druckbranche wollte John Mohr, Gründer des Unternehmens, etwas Neues machen. Zusammen mit seinem Schwiegersohn fing er an, mit natürlichen Pigmenten und Farben zu experimentieren. Sein Wunsch war es, die Produktionsart- und Kapazität mit einem modernen, coolen und nachhaltigen Street Style zu paaren. Das ist ihm – ohne Frage – gelungen. Dabei ist der Kaffeesatz als Farbe enorm ergiebig. Zunächst wird dieser mit Essig gemischt, anschließend gefiltert und gekocht, bis er die passende Konsistenz hat. So lassen sich mit zwei Litern Kaffeesatz bis zu 200 T-Shirts bedrucken. White and Mohr, die Gründer von Domestic Stencilworks, handeln jedoch nicht nur aus Liebe zur Natur. Kaffeetinte und Essig sind um ein vielfaches günstiger als herkommliche Tinte. Cool ist es natürlich auch, wenn man ein T-Shirt mit seinem eigenen Kaffee bedrucken lassen kann. Eine Idee, die so einige Cafés noch für eigene Kollektionen aufgreifen könnten. Beispiele gibt’s zur Genüge, wie etwa Sprüche wie „I need a lot of coffee“* oder  „Kaffee ist aus Bohnen, Bohnen sind Gemüse, also ist Kaffee Salat“*. Die Kalifornier sind jedoch nicht die einzigen, die mit Kaffee als Druckmaterial experimentieren. Der von Designer Jeon Hwan Ju gestaltete RITI Kaffeedrucker ist zwar bisher nur als Beta-Prototyp veröffentlicht, die Idee dahinter ist aber genial. Oben Kaffeesatz und Wasser rein, unten bedrucktes Papier raus. Hoffen wir, dass eine Version für die breite Masse nicht mehr zu lange auf sich warten lässt.

12.
Schmuck – es gibt Schmuck, der sieht aus wie Kaffeebohnen* oder Espresskannen*. Und es gibt solchen, der aus Kaffeebohnen gemacht ist. Die schon unter Idee 11 erwähnte Designerin Marie Lefebvre, eine gebürtige Französin, die nun in Australien lebt, stellt Ohrringe und anderen Schmuck aus Kaffeesatz her. Langsames Design und ein bewusster Design-Prozess sind für sie der Schlüssel für die Zukunft, nicht nur im Design. Mehr Infos über ihre Kreationen und den Vorgang gibt es im Gespräch auf dem Upcycling Blog „Alt Trifft Neu„.

13.
Kosmetik – eine große Tasse Kaffee macht frisch und wach. Wusstest du aber schon, dass Kaffee diesen Effekt auch auf andere Art und Weise haben kann? Zum Beispiel als erfrischende Kosmtetik oder reinigende Seife. Als Basis für Kosmetikkits zum selber machen hat sich Zero Cosmetics, ein StartUp aus Ungarn, Kaffeesatz ausgesucht. Damit wollten die Gründer nicht nur gesündere und umweltschonendere Kosmetik auf den Markt bringen, sondern auch Arbeiter in Entwicklungsländer unterstützen. Für ihre Idee gab es den zweiten Nationalen Platz beim Climate Launchpad 2015. Seitdem ist leider nicht mehr viel von Zero Natural Cosmetics zu finden. Schade! Wer dennoch Bock auf Kaffee-Kosmetik und selber machen hat, dem empfehlen wir das Rezept zum Seife selber machen von smarticular. Denn Kaffeesatz hat scheinbar viele Vorteile: neben einem Peelingeffekt soll es, aufgrund des Koffeins, gegen Cellulite helfen, Gerüche neutralisieren und sogar gegen Fuß- und Nagelpilz helfen. Who knows. Faulere Menschen können Kaffeeseife* natürlich auch einfach bestellen.

Kaffee soll sehr gesund sein für die Haut. Auch alter!

14.
Dünger – wie schon an anderer Stelle erwähnt, eignet sich Kaffeesatz ideal als Dünger. Findige Geschäftsmänner könnten hierin eine Geschäftsidee sehen, die es noch nicht gibt. Oder vielleicht noch nicht umgesetzt wurde. Oder so. Kaffeesatz enthält auf natürliche Weise viele Nährstoffe wie Kalium, Stickstoff und Phosphor. Er ist praktisch kostenlos in Fabriken oder über Café-Ketten zu beziehen und Regenwürmer lieben ihn. Jetzt nur noch mit Wasser vermischen, abpacken und als zu 100% nachwachsenden, biologischen, nachhaltigen  Dünger für 15€ pro Flasche* verkaufen! 😀

PS: Günstiger ist die Variante von Tasse zu Blumentopf. Die natürlich beide auch aus Kaffeesatz sind. Fehlt nur noch, dass man Häuser aus Kaffeesatz baut (natürlich ist die Forschung schon dran)!

Alter Kaffee eignet sich als Dünger für Pflanzen

15.
Kochen & Backen –  okay, ich muss mich an dieser Stelle outen… ich mag gar keinen Kaffee! Daher sind Rezepte wie Panna Cotta mit Kaffeesatz oder ein Kaffeesatz-Kuacha nichts für mich. Aber logisch, einen sparsamen Schwaben machen sie glücklich. Denn zwei mal benutzt ist ein mal gespart. Ich nehme dann aber doch lieber Schokokuchen. Die muss aber frisch sein, denn bei meiner heißen Schokolade gibt es nun mal keinen Schokosatz.

16.
In der Landwirtschaft – dass Kaffeesatz ein super Dünger ist, wurde nun schon mehrfach erwähnt (gääähn).  Die Vermarktung als Zimmerpflanzendünger auch schon. Wenn das hilfreich für den Boden sein soll, sollten sich diese Ergebnisse auch in großem Maßstab reproduzieren lassen und Kaffeesatz sich somit auch für Großverbraucher wie Gärtnereien oder Landwirte (in kompostierter Form) sinnvoll einsetzen lassen. Aus Japan kommt eine weitere Idee: Kaffeesatz als Rinderfutter. Ich find es bescheuert (Rinder sollen Gras und Heu fressen, das reicht!), möchte es aber der Vollständigkeit und Kreativität halber mit erwähnen. Forscher des führenden japanischen Kontaktlinsenhersteller (was haben die mit Rindern zu tun?!) sind bei Fermentationsversuchen mit Reisstroh auf eine neue Technik der Milchsäuregärung gestoßen. Das Verfahren wurde bereits zum Patent angemeldet und (scheinbar) in Japan bereits eingesetzt. So bekommen die Kühe, die die Milch für Starbucks geben, deren Kaffeesatz. Naja, dann ist es mir auch egal, ich bin ja nicht in Japan und trinke keinen Kaffee …

Bald wird hier alter Kaffee wiedergekäut

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